Wenn ich an meine Spielwaren der Kindheit zurückdenke, fällt mir neben Siku und Matchbox nur eine bekannte Marke ein, die wie der Kakao am Morgen zum Tag dazugehörte: Plastiksteine des dänischen Herstellers Lego. Den gibt es bereits seit 1932, und dass „Lego“ ein dänisches Kunstwort ist, welches sich von „leg godt“ (spiel gut) ableitet, ist wahrscheinlich den Wenigsten bekannt – und auch nur eine Randbemerkung wert. Interessanter ist, dass Lego noch immer der größte Spielwarenhersteller der Welt ist und die Legosteine, mit denen ich meine müßiggängerische Zeit in der Kindheit verbrachte, inzwischen als Klassiker der stark gewachsenen Produktpalette gelten. Zeit für einen Rückblick.
Lego war simpel und großartig. Die Möglichkeit, duch verschiedenfarbige Plastiksteine Miniaturmodelle von Dingen zu erstellen und sie zu verfremden, war für mich als Kind ein Segen. Ich baute damit alles nach oder neu, was mir gerade so in den Sinn kam: Jahrmarkts-Fahrgeschäfte, Raumschiffe, mehrstöckige Gebäute und sogar kleine Städte. Meist habe ich die Modelle sofort wieder demontiert und etwas völlig anderes daraus gebaut. Das war der Reiz an der Sache.
Besonders angetan hatten es mir die Eisenbahn-Sets. Aus Zügen wurden Raumschiffe, dann wieder Züge, dann undefinierte Transportmittel. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt und Materie war im konstanten Wandel. Irgendwann war Spielzeug dann out, die Jugend bekann und die Legokiste verschwand im Keller. Zusammen mit der Erinnerung an die vielen Dinge, die man einst erschaffen hatte. Ist im Leben irgendwann ab Ende dreißig der Zenit überschritten, kommt merkwürdigerweise alles wieder. So auch bei mir, und so fragte ich mich, was aus der Marke Lego inzwischen geworden ist.
Lego im neuen Jahrtausend
Schaut man sich die aktuelle Produktpalette an, erkennt man rasch, dass Lego sich den Anforderungen des neuen Jahrtausends angepasst hat. Längst gibt es nicht mehr nur die simplen Steinchen. Neben Videospielen und Filmen, Computertechnologie (Mindstorms) und Freizeitparks hat Lego sich besonders auf Themenreihen wie Star Wars oder Lego Bionicle fokussiert. Mit „Lego Men“ soll inzwischen auch die erwachsene Männergeneration mit großen Radladern, Kränen oder einem detailgetreuen Porsche angesprochen werden.
Der bunte Baustein war gestern. Auch verständlich, denn wäre man beim simplen Plastik-Element allein geblieben, hätte längst ein fernöstlicher Konkurrent Lego als Marktführer im Kinderzimmer abgelöst. Das Patent ist mittlerweile ausgelaufen und der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass die besondere Blockform nicht als Markenzeichen eingetragen werden kann. So gibt es inzwischen auch einige günstigere Alternativen aus China, die sich in den Spielwarenabteilungen aber noch nicht durchsetzen konnten.
Begegnung mit dem Lego-Store
Da meine Erfahrung mit Lego sich auf die Achtziger beschränkt, habe ich die Entwicklung der Marke in den letzen 25 Jahren nicht wirklich wahrgenommen. Vor ein paar Wochen fiel mir ein Lego-Store auf – diese Läden gab es damals noch gar nicht – und ich ging einfach mal rein. Da stand ich nun wie ein Fremdkörper in einem Laden, der von der Aufmachung und Optik her ebenso eine Boutique oder Apple-Store hätte sein können. Ein modernes, minimales und geordnetes Etwas. Wollen das die Kinder von heute? Vielleicht ja, vielleicht werden sie auch einfach nicht gefragt.
Da erinnere ich mich noch bestens an die chaotischen Lego-Ecken bei Karstadt in den Achtzigern. Überall kleine Steinchen verstreut, hier und dort ein halbfertiges Modell. Eigentlich ein Abbild des Kinderzimmers, dort sah es ja auch immer aus wie nach dem Bombenangriff. Ich hätte Stunden dort verweilen können. Hätte man mir als Trost nicht jedes Mal eine kleine Box Lego gekauft, wäre ich wahrscheinlich stur dort geblieben.
Fazit: Der eigentliche Reiz an Lego
Auch gab es damals gefühlt weniger vordefinierte Modelle wie heute. Heute erscheinen viele Bausteine nur noch mit dem jeweiligen Thema der Box zu funktionieren. Aus einem Lego Ninja Turtles-Set lässt sich schwer eine Weltraumstation zusammenbauen. Vielleicht eine Turtles-Weltraumstation, aber die will man ja nicht. Bereits Vorgefertigtes zusammenzusetzen war für mich als Kind immer wie „Malen nach Zahlen“ – etwas für fantasielose Trottel.
Glücklicherweise gibt es auch heute noch die einfachen, simplen Steinchen in einer Box zu kaufen. Alles andere hätte mein Weltbild auch getrübt. Als Elternteil ist man vielleicht besser beraten, sich nicht die mit Themen und Technik beladenen Boxen andrehen zu lassen, sondern Kreativität durch Einfachheit zu fördern. Allein die Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten für sieben gleichfarbige 4×2 Steine liegt bei über 85 Milliarden. Das reicht locker für mehrere Kindheiten.
Schreibe einen Kommentar